Herzlich willkommen


auf der Webseite der Kunsthistorikerin

Dr. Waltraud Schwarzhappel

<waltraud@wien.as>

<waltraud.schwarzhappel@chello.at>



Was ist die Kunst?

Sie ist ein Weg

ein Weg zur Erkenntnis

zur Erkenntnis von uns selbst.


Was steht am Apollo-Tempel von Delphi?


Erkenne Dich selbst

dann erkennst Du Gott.





Auszug aus der Eröffnungsrede anlässlich einer Gemeinschaftsausstellung auf Schloss Gloggnitz im April 2003........

Der Mensch lebt nicht von Brot allein“...Stellen Sie sich mal vor, es gäbe tatsächlich keine über die pure Lebenserhaltung und -Lebensnotwendigkeit hinausgehende Gestaltung der Welt. Keine Bilder, keine geschmückten Bauten, keine Kirchen, keine Skulpuren, keine Musik, keine Gedichte, keinen Dekor...
Das wäre wohl zunächst der Mensch der Urzeiten, noch völlig eingeschmolzen und eingebunden in die Natur. Doch mit wachsendem Bewusstsein verlässt der Mensch das Paradies dieser Einheit, er löst sich aus dem rein Materiell-naturhaften, löst sich aus der Verschmelzung und tritt der Welt gegenüber, die er nun als Individuum als etwas außerhalb von ihm Liegendes erkennt und sie darzustellen und zu bannen beginnt.
Diese Trennung bezahlt der Mensch mit einem steigenden Bewusstsein der polaren und widersprüchlichen Problematik des Lebens, mit der Erkenntnis von Gut und Böse und damit verbunden mit einer existentiellen Angst die in eine Sehnsucht nach Wiedervereinigung, nach Religio-d.h. Rückbindung an den Ursprung, mündet.
Die entstandene Sehnsucht stellt einen Urquell schöpferischen Gestaltens dar, und so bedeutet Kunst in diesem Sinne Religion.
Daher ist auch für Schopenhauer jedes Kunstwerk eine Versinnbildlichung einer ewigen Wahrheit, die im Artefact verschlüsselt wird und in höchster Weise der Erkenntnis dient.
Nicht von ungefähr stand daher die Kunst lange Zeit als Vermittler und Bindeglied zwischen Himmel und Erde gerade im Dienste der Religion.
Das Grundgerüst jedes guten Kunstwerkes bildet mit fundierter handwerklicher Basis die Formulierung der polaren Realität unserer Welt, es beinhaltet das weibliche und männliche Prinzip, Chaos und Ordnung, Einheit in der Vielheit, Dynamik und Gesetz, Spannung und Harmonie, Realität und Vision,..etc. und  geleitet darüberhinaus in jenen transzendenten Bereich, wo die Gegensätze wieder verschmelzen, Zeit nicht mehr existiert, wo Vergangenheit und Zukunft sich zu jener absoluten Gegenwart verdichten, in die große Kunst den Menschen hineinzuziehen vermag, auf das er sich darin wieder verlöre und auflöste in einem größeren Ganzen.
Das Glück liegt im Sich-selbstvergessen und Verschmelzen im und mit dem Kunstwerk, sowohl für den Künstler im kreativen Prozeß als auch in der Kunstbetrachtung.
Die Schönheit dient dabei als List um die Seele zum Spirituellen hinzuführen, sozial-expressionistisches Gestalten etwa dem Aufrütteln und Aufscheuchen schläfrig gewordener Herzen.
Wohl berechtigt wird die Kunst dem Bereich der Philosophie, d. h. der Liebe zu Weisheit und Erkenntnis zugeordnet. Mikrokosmos-Makrokosmos, die Einheit des Universums- Polarität und Unendlichkeit, das Geheimnis des Lebens, das Problem des Daseins.... immer wieder verschreiben sich die Künstler diesen großen Themen. Ich befasse mich nun schon ziemlich lange mit Künstlern und der Kunst und ich kenne keinen ernsthaften Künstler dem es um Banalitäten gehen würde, wie es auch durch das Thema „Ortstiefen“ ersichtlich wird.
Die Kunst spiegelt als Extrakt die grundlegenden Muster universeller Prinzipien in welche der Mensch eingebettet ist, deren Teil er ist, gebrochen durch die jeweilige künstlerische Persönlichkeit und ihren ganz individuellen schöpferischen Bewusstseinsprozeß.
Der Mensch ist eine Körper-Seele-Geist-Einheit. Er lebt und gedeiht nur durch die komplexe und komplizierte Wechselwirkung und Nahrung aller seiner Dimensionen.
Der Körper nährt sich materiell, die Seele jedoch braucht feinstofflichere Kost und der spirituelle Geist nährt sich immateriell, die dafür sensiblen und aufnahmebereiten Organe sind unsere Sinne... und all das wirkt wieder zurück auf den Körper... usf.
Die Kunst ist ein hervorragendes Nahrungsmittel für die Seele, sie gibt unserem Leben einen erhabenen Sinn, ob im Ästhetischen oder im Erkenntnisbereich, sie hält uns wach und schärft unser Bewusstsein.
In Gustav Klimts Beethovenfries ist sie die Trösterin schlechthin bevor das Menschenpaar in der kosmischen Liebe verschmelzen kann.
Und wenn sie an die momentane Weltlage denken.... ist es unter anderem das künstlerische Schaffen, dass allem menschlichen Machtstreben, aller Grausamkeit, Brutalität, Gewalt, Hoffnungslosigkeit und Sinnlosigkeit stets ein „Trotzdem“ entgegenhält, da sie das Leben und mit ihm die Liebe beinhaltet.
Die Wahrheit um die es hier geht ist allerdings anderer Natur als jene Schopenhauers. Es handelt sich hier um die dunkle Realität unserer polaren Welt und hier hat Nietzsche recht wenn er sagt:

Wir brauchen die Kunst, sie ist eine Notwendigkeit, um nicht an dieser Wahrheit zugrunde zu gehen...“

                                                                                (Dr. Waltraud Schwarzhappel, Kunsthist., Wien, April 2003)